Urban INDEX Institut | Der Handel steht vor einem radikalen Kulturbruch
Unser Denken und Handeln ist auf Stadtqualität ausgerichtet. Der Maßstab ist das Stadtquartier: es ist die Brücke zwischen Standort und Stadt, Lage und Gegend, Investment und Gemeinwohl. Mit der von uns entwickelten Methodik der Indikatoren basierten Beratung, Planung und Gestaltung finden wir zukunftssichere Antworten auf die Fragen aktueller Projekt- und Stadtentwicklung. Ein Beirat hervorragender Persönlichkeiten, u.a. Wolfgang Christ und Thomas Sieverts, unterstützt uns dabei mit kritischer Sympathie.
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Der Handel steht vor einem radikalen Kulturbruch

Die Digitalisierung stellt den Handel vor kaum absehbare Entwicklungsmöglichkeiten. Wie werden wir in Zukunft einkaufen gehen, und vor allem: wo? Welche Konzepte gibt es für Stadt und Handel? Und wie können Architekten und Stadtplaner den Pardigmenwechsel im Handelsbau mitgestalten?

Autor: Franziska Gensichen im Interview mit Prof. Wolfgang Christ & Volker Katischinski | Erschienen in: competition 9/2014
Auszug
competition: Welche Themen werden Handel und Stadt beeinflussen?

Wolfgang Christ: Wir erleben die Digitalisierung unserer Lebenswelt. Eine neue Technologiekultur hat stets Stadtkultur neu geprägt, einhergehend mit einer entsprechenden Handels- oder Konsumkultur. Der Marktplatz und das Kaufhaus passen zur mittelalterlichen Stadt wie das Warenhaus des 19. Jahrhunderts zur Großstadt. Handel und Stadt sind über einen unmittelbar erlebbaren Ort miteinander verbunden. Diese topologische Symbiose scheint jetzt zu Ende zu gehen. Grund dafür ist ein Paradigmenwechsel, wie es zuvor die Industrialisierung, die Mechanisierung oder die neuen Techniken im Zuge der Renaissance waren. Die Digitalisierung markiert auch einen radikalen Kulturbruch im Verhältnis von Architektur, Stadt und Handel. Und den nehmen in Deutschland die Städte, die Stadtplaner, aber auch die Unternehmen, die Handelsarchitektur entwickeln, nicht ernst genug.

competition: Was würden Sie ihnen raten?

Wolfgang Christ: Sie müssen drei Punkte beachten: den Städtebau, analoge Qualitäten und Planungskultur. Erstens müssen wir den Schritt von der Handelsarchitektur zum Handelsstädtebau gehen. Es reicht in Zukunft nicht, ein einzelnes Objekt zu planen; wir müssen in Quartiersdimensionen denken. Wir gehen nicht mehr wie in den letzten 50 Jahren in die Stadt, weil wir dort einkaufen müssen. In Zukunft gehen wir in die Stadt und kaufen nebenbei auch ein. Die Dimension einkaufen wird zunehmend von den Dimensionen Stadt, Urbanität, Aufenthaltsqualität, Umweltqualität überlagert.
Zweitens müssen wir im Zeitalter der Digitalisierung alles in der Innenstadt ansiedeln, erhalten, pflegen und neu entwickeln, was nicht digitalisierbar ist. Ich habe dafür drei Qualitätsbegriffe: Atmosphäre, Authentizität und Aura. Das sind genau die Begriffe, die uns nach Paris ziehen, nach München oder in die Städte des Mittelmeerraums.
Drittens brauchen wir eine Planungskultur, die ein analoges Quartier überhaupt erst möglich macht. Wir leben in einer hochmobilen Gesellschaft: Weltweite Erfahrungen, viel Wissen und Ideen müssen in den Planungsprozess mit eingebracht werden. Und diejenigen, die das bezahlen sollen, müssen eine lohnenswerte Perspektive haben.

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Aus: competition Nr. 9 | Oktober-Dezember 2014 » competitionline.com/magazin